Myofunktionelle Dysfunktion

Definition

Störungen der Muskelspannung, der Muskelfunktion und/oder der Bewegungsabläufe im Mund-, und Gesichtsraum, die aufgrund motorischer, sensorischer und/oder skelettaler Abweichungen entstehen.

Von Störungen betroffen sein können dadurch folgende Funktionen: Atmung, Saugen, Beißen, Schlucken, Artikulation, Stimmgebung

  • Gestörte Nasenatmung (Nasenscheidewandverkrümmung, Nasenpolypen, häufige Infekte, Allergien..)
  • Zahn-, Kieferfehlstellungen
  • Fehlspannung der Zungen-, Lippen-, Kaumuskulatur
  • Beibehalten des kindlichen Schluckmusters über das 5. Lebensjahr hinaus
  • Lutschgewohnheiten (Schnuller, Daumen..)
  • Neurologische Erkrankungen
  • Syndromerkrankungen (z.B. Down-Syndrom)
  • Gestörte taktil-kinästhetische Wahrnehmung der Mund-, und Gesichtsmuskulatur
  • Organische Veränderungen im Mund-, Gesichtsbereich durch Traumata, Operationen, Entzündungen, Tumore
  • Haltungsfehler im Kopf-Hals-Bereich oder im Gesamtskelett
  • Genetische Disposition

Störung des Schluckaktes in der oralen Phase
Durch eine Vorwärtsbewegung der Zunge beim Schlucken können Zahn-, und Kieferfehlstellungen entstehen oder aufrecht erhalten werden, Gaumen und Kiefer werden im Kindesalter nicht richtig ausgeformt.

Mundatmung
Fehlbildungen der Lippenlaute, häufige Erkältungskrankheiten und Fehlfunktion der Lippen-, und Zungenmuskulatur können die Folge sein.

Artikulationsstörungen
Fehlbildung der Laute S, Sch, ch, t, d, n, l

Kopf-, und Gesichtsschmerzen, Kiefergelenksbeschwerden

Ziel
Die myofunktionelle Therapie verfolgt das Ziel, ein Gleichgewicht der Muskeln im Mund-, und Gesichtsbereich und ein physiologisches Schluckbewegungsmuster herzustellen unter Berücksichtigung der Motorik und Sensorik  im Mundbereich und der Gesamtkörperhaltung. Sie hilft, den Erfolg einer kieferorthopädischen Behandlung langfristig zu sichern. 

Inhalte
Oft beginnt die Therapie mit dem Abbau ungünstiger Gewohnheiten wie Daumenlutschen, Schnullerbenutzung, Nägelkauen, Kopfaufstützen....
Das Kind wird in die Aufklärung über die Folgen dieser Gewohnheiten miteinbezogen, und gemeinsam mit den Eltern erstellen wir einen Plan zum Abbau derselben.
Wie der Name „Myofunktionelle Dysfunktion“ schon sagt, geht es in dieser Therapie um Veränderungen der Mund- und Gesichtsmuskulatur. Wir verwenden dazu viele Bewegungsübungen, die ähnlich wie in der Krankengymnastik, nur Wirkung zeigen, wenn sie in hoher Intensität durchgeführt werden. Für Kinder werden die Übungen, wie immer in unserer Praxis, kindgerecht verpackt, so dass gewöhnlich eine hohe Übungsmotivation entsteht.
Ergänzend zu den Funktionsübungen setzen wir in Absprache mit dem behandelnden Zahnarzt oder Kieferorthopäden Mundvorhofplatten und sogenannte face-former ein. Beides sind kieferorthopädische Geräte aus weichem Material, mit denen Lippen-, und Zungenmuskulatur trainiert werden können. Außerdem wird die passive Stimulation der Mund-, und Gesichtsmuskulatur genutzt, um Wahrnehmung und Bewegungsfunktion zu verbessern. 
Die Verbesserung der Gesamtkörperhaltung kann in der logopädischen Therapie allein oft nicht erreicht werden, so dass eine begleitende Physiotherapie sinnvoll sein kann.
Wenn eine Artikulationsstörung als Leitsymptom vorliegt, kann es sein, dass diese nach der Optimierung des orofacialen Muskelgleichgewichts nicht mehr besteht; anderenfalls wird danach nach den Prinzipien der Artikulationstherapie weitergearbeitet.

Organisation
Verordnungen von Zahnärzten und Kieferorthopäden sind bei myofunktionellen Störungen häufig. Wenn keine zusätzliche Artikulationsstörung vorliegt, muss die Behandlung vorab von der jeweiligen Krankenkasse genehmigt werden. Das ist in der Regel unproblematisch und bei den Formalitäten dazu unterstützen wir die Eltern gerne.

Die Behandlungsdauer liegt bei 10 – 30 Sitzungen von je 30-45 Minuten bei einer Frequenz von 1-2 mal wöchentlich.
Für eine Festigung der Übungsinhalte werden nach jeder Sitzung Hausaufgaben erteilt, wobei verhaltenstherapeutische Methoden als Hilfe zum Einsatz kommen: Übungspläne, Belohnungssysteme, Erinnerungssignale, Koppelung festgelegter Situationen mit der neuen Zungenruhelage....
Das setzt die Mitarbeit der Eltern voraus, schult aber auch die Eigenverantwortung des Kindes. 
Das Umstellen von jahrelangen Abläufen und Gewohnheiten zu neuen automatisierten richtigen Gewohnheiten dauert seine Zeit und muss auch nach Beendigung der Therapie noch geübt werden. Daher sind Kontrolltermine sinnvoll.

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