Störung der Artikulation/ Dyslalie

Definition

Dyslalie ist die Unfähigkeit, einzelne Sprachlaute altersgemäß richtig zu bilden; es entstehen Fehlbildungen und Ersetzungen von Lauten. 

  • Peripher bedingte Störung der Sprechmotorik/orofaciale Dysfunktion (z.B. durch Lutschhabits, orofaciale Hypotonie bei gestörter Nasenatmung) 
  • Zentral-auditive Wahrnehmungs- u.Verarbeitungsstörungen
  • Falsch erworbene Artikulationsmuster im Rahmen des Lauterwerbs in der Sprachentwicklung 
  • Mangelhaftes Sprachvorbild
  • Regressives Verhalten
  • Genetische Disposition

Störungen in der Laut- und Lautverbindungsbildung
Im Deutschen häufig betroffene Laute sind S, Sch, CH, K, G, T, D, R. Es können einzelne oder mehrere Laute betroffen sein.

Störung des orofacialen Gleichgewichts
Die Mund- und Gesichtsmuskulatur kann aus unterschiedlichsten Gründen funktionsgestört sein: Lutschhabits (Daumenlutschen, Schnuller, Teefläschchen), zu geringe Muskelspannung durch häufige Nasen-, Racheninfekte, kieferorthopädische Grundstörungen (z.B. Kreuzbiss, Prognathie....), unphysiologisches Schluckbewegungsmuster...  Dadurch können die für die Lautbildung notwendigen Bewegungen nicht adäquat ausgeführt werden.

Störung der phonologischen Regelbildung
Die Artikulationsfähigkeit ist intakt, aber das Lautsystem entwickelt sich nicht altersgemäß. Die Abweichungen der Aussprache werden mit Hilfe phonologischer Ersetzungs- und Strukturprozesse beschrieben, z.B. Velarisierung („T“ wird zu „K“) oder Lenisierung („B“ wird zu „P“). Das Kind kann Lautbildungsmerkmale nicht genügend unterscheiden (Beispiel: Es gibt Laute, die hinter den Schneidezähnen gebildet werden und andere wiederum am weichen Gaumen). Dyslalien mit diesem Hintergrund sind streng genommen den Sprachstörungen zuzuordnen(siehe auch Sprachentwicklungsstörungen).

Störung der auditiven Lautdiskriminierung und Lautdifferenzierung
Es liegt eine vorübergehende Hörstörung vor oder die Hörwahrnehmung für Sprachlaute ist eingeschränkt.

Ziel
Die Lautbildung soll in allen Sprechsituationen fehlerlos sein. 

Inhalte
Für die Therapieplanung ist die Differenzierung zwischen phonetisch (motorische Komponente der Lautbildung)und phonologisch (Erwerb des Lautsystems einer Sprache mit den dazugehörigen Gesetzmäßigkeiten) bedingter Dyslalie maßgebend. Oft diagnostizieren wir auch gemischte Störungsbilder.

Bei phonetischen Dyslalien lernen die Kinder, den Ziellaut bei anderen und bei sich selbst zu hören und isoliert, in Silben, Wörtern und Sätzen zu bilden. Dazu sind oft auch mundmotorische Übungen und der Abbau von Lutschgewohnheiten nötig. 

Bei den phonologischen Regelstörungen werden ganze Lautgruppen gleichzeitig erarbeitet, die Bildungsgemeinsamkeiten haben, und die vom Kind falsch produziert werden, weil es wichtige gemeinsame Lautmerkmale nicht erkennt. Ein Kind das „S“,“Sch“, „F“ und „W“ durch ein „T“ ersetzt , muss z.B. erkennen, dass es Fließlaute und Explosivlaute gibt, dass man also manche Laute lang dehnen, andere aber nur kurz bilden kann. Es muss erkennen, dass die Lautbildung wichtig für die Unterscheidung von Wortbedeutungen ist. Hier steht vor allem die Wahrnehmung über Hören, Sehen und Fühlen im Vordergrund. Die Aussprache des Kindes selbst verbessert sich mit den rezeptiven Leistungen.
Für die Vermittlung der Therapieinhalte nutzen wir die Spielinteressen des Kindes und ermöglichen so eine hohe Therapiemotivation und ein spaßbetontes Lernen. 

Wenn es um die Erarbeitung mundmotorischer Grundlagen und das  Einüben neuer Bewegungsmuster geht, sind wir besonders auf die Mitarbeit der Eltern angewiesen. Sie  erhalten nach jeder Behandlung genaue Anleitungen  für häusliches, kindgerechtes Üben.

Natürlich gibt es auch Erwachsene, die sich entschließen, ihre Artikulationsstörung behandeln zu lassen. Meist handelt es sich um Sigmatismen, umgangssprachlich auch „Lispeln“ genannt. Bei entsprechender Motivation sind auch hier gute Erfolge zu erzielen. 

Organisation
Die Behandlung findet ein- bis zwei mal wöchentlich als Einzeltherapie statt. Über die Teilnahme der Eltern wird individuell entschieden, da die Kinder darauf sehr unterschiedlich reagieren. Ein kurzes Elterngespräch am Ende jeder Behandlung wird von uns gewünscht.

Die Behandlungsdauer variiert je nach Störungsausbildung von 10 – 60 Stunden und mehr. Besonders bei phonologischen Regelstörungen kann eine Intervalltherapie sinnvoll sein. Je früher eine Therapie einsetzt (bei phonologischen Störungen ab 3 Jahren), desto einfacher ist es, falsche Lautmuster wieder zu „löschen“ und Folgestörungen, wie Lese-Rechtschreib-Störungen und sozial-emotionale Einschränkungen, zu verhindern. 

Informationen zum frühen Spracherwerb
www.mutterspracherwerb.de

Informationen zur Sprachentwicklung
www.dbl-ev.de
www.sprachheilwiki.de

Deutsche Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie
www.dgpp.de



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